Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Das Mentorat ist eine feste, bewährte Institution in der Trainer- und Trainerinnen-Ausbildung der DGGO. Die Ausbildungsordnung definiert nur, dass es ein Mentorat geben muss. Wie es im Einzelnen ausgestaltet wird, bleibt dabei ziemlich frei. Bislang gab es (unseres Wissens) noch keinen formellen Austausch zu diesem Amt. Die Vorbereitungsgruppe "Mentorat" (Rosa, Irmengard und Monika) hat sich auf der letzten Fachtagung formiert und in eine Mindmap notiert, was man alles einmal befragen und diskutieren könnte rund um das Mentorat.
AUFFORDERUNG ZUM MITDENKEN:
Bitte lest Euch das in Ruhe durch und schreibt hier im Forum Eure Kommentare zu für Euch relevanten Themen. Wir werden das alle sammeln und durchsprechen mit dem Ziel, eine Handreichung für das Mentorat zu verfassen, die Mentees und Mentoren/Mentorinnen mehr Orientierung gibt. Danke für Euere Kommentare und sachdienlichen Hinweise!
DGGO-Mentorat offene Fragen, Themen.pdf
Mentorat - Bezahlung sagt viel darüber aus, von wem und für wen
Ich mache mir Gedanken darüber, welche Leistung das Mentorat von wem an wen und für was anbietet. Ich denke, eine eventuelle Bezahlung sollte dem folgen, wo vielleicht was unklar im Konzept ist (aber das ist nur eine Vermutung, weil ich die Gesamtdiskussion nicht kenne). Heißt:
Aus dem ÖAGG kommend, kann ich berichten, dass es dort kein Mentorat gibt, sondern Ausbildungsberatung: Verankert mindestens zu Beginn, etwa zur Halbzeit und einmal gegen Schluss. Definierte Ausbildungsberater:innen machen das, und das Ziel ist, dem/der Auszubildenden einen auf die Person bezogene Orientierung und Rückmeldung zu geben, wie er/sie in der Ausbildung steht. Dort werden Ausbildungsschritte besprochen und die Wahrnehmung des Auszubildenden durch die Ausbildner:innen. Folgerichtig war es Teil der Ausbildung, von Auszubildenden zu bezahlen (eine Supervisionseinheit).
(Klammer auf, zur Warnung: Dass die Graduierung im ÖAGG gleichzeitig die Aufnahme in eine Community der Trainer:innen ist, und das nicht nur eine Frage der Kompetenz, sondern auch der Sympathie/Antipathie, Passung etc. ist, das ist der andere Hinkefuß, und ein sehr großer, weil es nämlich sein kann, dass zwar jemand vielleicht qualifiziert wäre, aber nicht "passt" im Sinne von: "wir wollen dich nicht", und das macht ein Dilemma auf, wie man entscheiden kann, ohne die Ausbildungsvereinbarung zu brechen. Dies ist im Übrigen in der ÖAGG-Geschichte schon viermal vorgekommen, jedesmal mit einem Rieseneklat. Klammer zu.)
Also stelle ich mir die Frage, was mit "Mentorat" genau gemeint ist. Es deutet mE auf eine Form von Integration hin - die Integration "Junger" durch "Alte", und die Fragen hier (denke ich) sind:
(1) Integration in die Vereinsstrukturen? In eine "community"? --> dann ist es eine wechselseitige Leistung, weil Integration wechselseitig ist. Das setzt den Fokus darauf, was darin bearbeitet wird, und bezahlt wäre das nicht, weil die Aufnahme in eine Vereinscommunity ja keine zu bezahlende Leistung ist (das ist der Mitgliedsbeitrag).
(2) Oder geht es eher um eine Ausbildungsleistung, die einen guten Abschluss zum/zur GD-Trainer:in unterstützen soll? Dann wäre es eher Ausbildungsberatung oder -supervision.
Ich würde jedenfalls empfehlen, diese Funktionen zu trennen - macht Entscheidungen transparent und klar.
Rolle und Aufgabe des/r Mentors/In
- Für mich findet die Ausbildung in den Trainings, in der Peer-Group, in den Workshops und in der Verfassung der schriftlichen Arbeiten statt.
- Ich verstehe meine Rolle dabei, als die eines Türöffners a) in die Institution DGGO (soweit das nicht der AA macht), b) in die fachliche Diskussion um Gruppendynamik und Trainingskonzepte und vor allem c) in den KollegInnenkreis und die Spannungsfelder des Vereins.
- Ich sehe mich nicht als Oberausbilder des/der Mentorin oder als ständiger Ausbildungs-Supervisor, stehe aber auf Anfrage für fachliche und persönliche Klärungen rund um das Trainingsgeschäft zur Verfügung. Wie regelmäßig die Kontakte sind (die auch mal online stattfinden können) hängt vom gegenseitigen Kooperationsinteresse ab. Ich habe da keine festen Regeln, aber es ist mir auch nicht egal. Es muss halt besprochen werden.
- In der Ausbilder-Rolle sehe ich mich bei der Lektüre der schriftlichen Arbeiten, die ich ja auch annehmen muss. Dabei erwarte ich in der Regel zwei getrennte Arbeiten zu den Themenschwerpunkten der Workshops. Ich bevorzuge Ausarbeitungen, in denen Fragestellungen anhand von Erlebnissen und von Lektüre reflektiert werden.
- Ich biete mein Mentorat als Ehrenamt im Verein, also kostenlos an.
- Darüberhinaus gehende Beratungen wie Projekt-Supervision oder Ähnliches werden von mir gesondert verhandelt und honoriert.
- Bei einem "Untertauchen" eines/r KandidatIn oder bei nicht-lösbaren Konflikten würde ich mich an den Ausbildungsausschuss wenden. Ebenso erwarte ich bei Unklarheiten oder Schwierigkeiten, die dem AA bekannt werden, dass dieser mich kontaktiert oder informiert.
- Ich nehme das Amt gerne war.
WIr nehmen sie Sicht mit
Lieber Carl Otto
danke für deine Ausführungen. Gern bringen wir diese in die Diskussion im Herbst mit ein.
Herzlich, Kristina
Gedanken zum Mentorat
Die Mindmap der Arbeitsgruppe bietet eine gute Übersicht über die zahlreichen diskussionswürdigen Themen und Fragestellungen zum Mentorat in der Trainer*innen-Weiterbildung. Herzlichen Dank für die Vorarbeit. Es ist nicht möglich, dies alles hier schriftlich zu diskutieren. Zumal meine zeitlichen Ressourcen beschränkt sind. Umso besser, gibt es im November vor Ort Gelegenheit, vertieft zu diskutieren.
Danke auch an die anderen, die ihre Überlegungen hier schon platziert haben.
Gerne möchte ich auch ein paar Gedanken zur Verfügung stellen.
Grundsätzlich:
Die Fragen des Mentorats können nur im Kontext der ganzen Weiterbildung zur Trainer*in für Gruppendynamik betrachtet werden. Sie gehören zentral zum Konzept. Und wie bei einem Mobilé wird es nicht möglich sein, nur ein Teil zu verändern, ohne dass das Ganze in Bewegung kommt.
Die Weiterbildungsrichtlinien (Konzept der Weiterbildung) beschreiben die Aufgaben des Mentors/der Mentorin nur sehr kurz. Im Dokument «Ausbildungsinfo für Interessentinnen» stehen zusätzliche drei Sätze. Der Rest scheint mündlich tradiert zu sein und jeder Trainer, jede Trainerin hat seine/ihre eigene Empirie, wie der Beitrag von Carl Otto zeigt. Das Mentorat ist wie vieles (alles?) in dieser Weiterbildung eine sehr subjektive Angelegenheit.
Entsprechend gibt es auch viele unterschiedliche und durchaus subjektive Erwartungen aus dem Verband an die Mentor*innen, was ihre Arbeit betrifft. Dies zeigt sich in einigen Fragestellungen in der MM. Eine dieser manchmal laut und oft nur leise gehörten Erwartungen ist auch die Qualitätssicherung der Weiterbildung in Bezug auf die Theoriebildung.
Spannungsthema Theoriebildung:
Nebst den klassischen Mentoringaufgaben (Begleitung, Beratung, Reflexion), die auch in der Literatur beschrieben sind, umfassen die Aufgaben bei der DGGO die Begleitung des Erwerbs der theoretischen Kenntnisse, explizit die Anerkennung der schriftlichen Arbeiten.
Die Erwartungen an die theoretischen Kenntnisse sind in den Ausbildungsrichtlinien zwar als sehr umfassende Themenliste, gleichzeitig auch sehr unkonkret beschrieben. Es gibt keine Priorisierung der Themen und auch keine Angaben zu Quantität und Qualität (Taxonomiestufen) der gewünschten Theoriekenntnisse. Qualitative Anforderungen an die schriftlichen Arbeiten sind nicht formuliert, ausser dass sie die theoretischen Kenntnisse prüfen sollen (Welche, wie und wieviel ist auch hier nicht beschrieben). Die schriftlichen Arbeiten sind in der Praxis für die meisten Trainer*innen der letzte, abschliessende Schritt der Weiterbildung. Einzelne bleiben genau dort hängen, weil sie die Arbeiten nie schreiben. Die Beurteilung, resp. Anerkennung der Arbeiten liegt einzig in den Händen der Mentor*innen. Ihr subjektive Einschätzung allein entscheidet. Sie werden damit zu Prüfenden. Das sind Rollenanforderungen, die in Konflikt stehen können mit den klassisch 'neutralen' Aufgaben des Mentorats.
Es gilt also zu überlegen, was die Zielsetzung des Mentorats im Rahmen der Weiterbildung sein soll. Wenn es ein Mentorat im klassischen Sinne (Begleitung, Beratung, Reflexion), sein soll, sollte die Verantwortung für Theoriebildung, resp. Prüfung und die schriftlichen Arbeiten, vor allem die Beurteilung, auch an andere Stellen der Weiterbildung gelegt werden.
Der Kernkonflikt?
Diese Überlegungen und die weiteren Themen auf der Mindmap zeigen (wieder einmal) auf, dass der Grundkonflikt zwischen einer gewissen Formalisierung/Strukturierung einerseits und dem gruppendynamischen Prozess- und Beziehungsfokus andererseits auch das Mentorat betrifft.
Es gilt, die Weiterbildung zur Trainer*in/zum Trainer soweit zu formalisieren, dass sie modernen Anforderungen an Fairness, Transparenz und allenfalls Kompetenzorientierung in der Beurteilung und Qualifikation entspricht. Der Aspekt der Theoriebildung verdient dabei m.E. besondere Aufmerksamkeit, da er eher etwas vernachlässigt erscheint.
Gleichzeitig gilt es, die Besonderheiten der Weiterbildung und ihre Tradition zu schützen, so dass sie ihren ganz spezifischen und exklusiven Wert im Bereich der gruppendynamischen Kompetenzentwicklung und vor allem der Persönlichkeitsentwicklung erhalten kann.
Kurz: ein paar alte Zöpfe abschneiden, gleichzeitig die Tradition wahren und das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Ein heikles Unterfangen, aber durchaus machbar.
Ich freue mich auf die Diskussionen im November.
Begleitung der Inkulturation
Ich verstehe das Mentorat als ein Element der Ausbildung zum/zur Trainer*in für Gruppendynamik, neben der Tätigkeit der Azubis in den Trainings und der Peergroup. Ich verstehe mich in der Rolle des Mentors als jemand, der als Gesprächspartner bei der Beschäftigung mit der Ausbildung zu Verfügung steht, die Ausbildung begleitet (das jeweilige Maß der Begleitung ist sicher individuell verschieden und wird verhandelt), die Inkulturation in den Verband unterstützt und über die beiden schriftlichen Arbeiten in einen fachlichen Diskurs mit dem Mentee eintritt.
Das Mentorat ist für mich eine ehrenamtliche Tätigkeit, für die ich keine Honorarforderungen erhebe.
Die Mentoratstreffen finden in der Regel in meiner Praxis in Telgte statt, gelegentliche Onlinetreffen sind möglich.
Viele einzelne Punkte des Mentorats (Häufigkeit, Dauer, vor und /oder nach Trainings, ...) sind für mich Verhandlungssachen, die miteinander besprochen und verabredet werden.
Bei den schriftlichen Arbeiten geht es für mich um eine thematische Bearbeitung von Inhalten, Fragen, Erfahrungen, Thesen, Hypothesen, die individuell getönt sein können, die sich aber auch mit vorhandener, dazu passender Literatur beschäftigt und dort publizierte Erkenntnisse aufgreift. Für mich sind die Arbeiten ein Beitrag zur Weiterentwicklung des Diskurses der Community, d.h. sie müssen der Öffentlichkeit der Community zu Verfügung stehen.
Kommt es zu konfliktiven Auseinandersetzungen, die nicht in der Mentor-Mentee Beziehung geklärt werden können, wäre der Ausbildungsausschuss für mich eine einzubeziehende Instanz.
Meine bisherigen Erfahrungen mit dem Mentorat sind so, dass ich sie für beide Seiten anfordernd und bereichernd finde, es entstehen Arbeitsbeziehungen, es gibt Erfahrungen von Nähe oder auch Distanz, es gibt manchmal schwierige Themen und Situationen zu meistern, es macht Spaß, es ist etwas Besonderes.
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Ausbildung nicht abschliessen
Mentee schliesst Ausbildung nicht ab und meldet sich nicht mehr. Was tun?