Nachruf von Klaus Antons
Eberhard Heyn hat den 50. Geburtstag der Sektion Gruppendynamik noch miterlebt. Wer dabei gewesen ist, mag die rührende Szene erinnern, wie dieser alte gebrechliche Mann im Rollstuhl, liebevoll von seiner Frau geführt, teilnehmen konnte an unserem Fest, auch wenn er es sichtlich erschöpft zeitig verlassen musste.
Ich hatte mich sehr auf diese Begegnung gefreut. Und wenn sie auch etwas kurz war, so waren wir doch mit Lothar Nellessen immerhin drei Gründungsmitglieder an diesem abendlichen Fest.
Seine Frau, Angelika Kückelmann-Heyn, hatte mich zuvor gebeten, als Geburtstagsadresse zu seinem Neunzigsten am 30.11.2018 einige Worte der Erinnerung zu verfassen. Was ich ihm persönlich in der Du-Form geschrieben habe, ist, hier leicht umformuliert, geeignet zu einer persönlichen Würdigung.
Neben den oft sehr mühsamen Versammlungen der Sektion Gruppendynamik im DAGG – die er dann zunehmend mied und seine Energie auf andere Schwerpunkte setzte – sind es zwei Trainings, aus denen ich wichtige Erinnerungen mit mir trage, die mich als Gruppendynamiker wie als Mensch geprägt haben, und die mich mit ihm verbunden haben.
Das erste war das wilde Training im Sommer 1971 in Traunstein. Ein Bild von einer Staffsitzung zeigt, wie es damals aussah. Da wir einen sehr guten Fotografen als Teilnehmer hatten, sind bei diesem Training außergewöhnlich viele Fotos entstanden – auch ein sehr schönes Portrait von Eberhard. Das Bild zeigt eine Seite von ihm, die ich seit diesem Training sehr geschätzt und bewundert habe: In all dem damaligen Chaos der Trainings und unserer Sektion relativ klar, ruhig und bedächtig bleiben zu können und der verfahrensten Situation noch einen Sinn abzugewinnen. Dabei lebte er etwas, das seine Frau charakterisierte als „dicht am anderen und dennoch bei sich“. Traunstein war eines der ersten Organisationslaboratorien jener Art, dass wir die Teilnehmenden ziemlich alleine ließen mit der Aufgabe, sich zu organisieren.
Die zweite Erinnerung ist die an ein Training mit Inge Kähling und Eberhard Heyn; das war bereits ziemlich gegen Ende meiner Trainerausbildung. Es war irgendwo, und auch an die Teilnehmerschaft habe ich keinerlei Erinnerungen mehr. Dafür umso mehr an unsere Staffprozesse. Da war ich meist damit beschäftigt, die partnerschaftlichen Konflikte zwischen den beiden zu verstehen, ihre Missverständnisse auszuräumen und zu mediieren. Im Nachgang habe ich den Eindruck, mit den leitenden Trainern Paartherapie gemacht zu haben, obwohl ich das damals überhaupt noch nicht gelernt hatte. Da hatte sich die Hierarchie verkehrt, ich war so etwas wie ein parentifiziertes Kind – das dann seine Empfehlung auch noch selbst schreiben musste.
Dennoch: Ich habe dabei unendlich viel gelernt und bin Eberhard und Inge bis heute dankbar für diese Situation. Die beiden waren übrigens das erste der vielen nachfolgenden Paare in der Sektion.
Ich habe es gut verstanden aber dennoch schade gefunden, dass er sich aus der Sektionsarbeit zurückgezogen hat. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass er zum halben Jahrhundert dabei war. Von seiner Frau/Witwe habe ich erfahren, dass er als Berater tätig war in Projekten wie „Kommunikation in der Frankfurter Stadtreinigung“ oder „Strukturen der Polizei in Österreich“. Oder auch zunehmend bei dem, was sein Anliegen war: der Arbeit mit Kinderladenteams und Erzieherinnen. Dabei war ihm stets wichtig, was das auch Thema unseres abendlichen Festes in Frankfurt war: Erziehung zum demokratischen Handeln.
Eberhard Heyn verstarb am 19. September 2019 in Frankfurt am Main und ist dort auf dem Hauptfriedhof beigesetzt.
02.11.2019, Klaus Antons
Der Vorstand dankt Klaus Antons für den Nachruf auf Eberhard Heyn.
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